Sonntag, April 15

Wenn ich mal groß bin

Wann genau ist man eigentlich erwachsen? 
Sind Frauen im Kopf wirklich früher reifer als Männer? 
Heißt der 18. Geburtstag, dass man nun wirklich kein Kind mehr ist? 

Fragen, die einem wohl nicht nur einmal im Leben begegnen. Ich selbst frag mich das wirklich sehr oft, vor allem in letzter Zeit. Ich bin 20 Jahre alt. Eigentlich sollte das ausdrücken, dass ich viel mehr Verantwortung übernehmen kann, als beispielsweise eine 14-jährige. 
Aber manchmal bin ich mir sehr unsicher, ob ich das wirklich kann. Klar, ich fahre Auto. Ich gehe Arbeiten, verdiene mein eigenes Geld. 

Und trotzdem fühle ich mich nicht so, als wäre ich wirklich erwachsen. 


Wieso ich das Thema anspreche? Aufgrund der aktuellen NEON. 
Schon auf der Titelseite springen einem die Worte "Die glückliche Generation" entgegen. Aber irgendwie weiß ich nicht, ob das wirklich so stimmt. Ich kann für mich sagen, dass ich nicht sonderlich glücklich damit bin, nicht zu wissen, was die Zukunft bringt. Immer wieder hört man von der schlechten Lage, in welchem Bereich auch immer. Sei es der Arbeitsmarkt oder dass man immer weniger Netto vom Brutto hat. Dass ich nicht weiß, in welche Richtung mein Leben gehen soll. Welchen Weg ich nehmen muss, um wirklich mal sagen können: 
"Ich hab alles richtig gemacht, so soll es sein."

Oft denke ich, dass es gerade die unzähligen Möglichkeiten sind, die es uns so schwer machen, erwachsen zu werden.
Da steht man nach dem Abi - und weiß nicht,wo es hingehen soll. Ins Ausland? An die Uni? Oder doch erstmal Geld verdienen und einen bodenständigen Beruf erlernen? 
Immer, wenn ich mit meinen Eltern darüber rede, wie es eventuell mal weitergehen könnte, merke ich, wo die grundlegenden Unterschiede liegen. Meine Eltern, erwachsen geworden in der DDR, hatten eben diese ganzen Möglichkeiten nicht. Klar konnten sie studieren. Eine Ausbildung machen.

 Aber irgendwie war es doch leichter, sich zu entscheiden.

Ich habe mich nach dem Abi dafür entschieden, erstmal einen Beruf zu erlernen. Was ich studieren will, wusste ich zu dem Zeitpunkt eh nicht. Und so werde ich dann schließlich mit knapp 21 Jahren ausgebildete Medienkauffrau sein. Aber so richtig glücklich bin ich damit eben auch nicht. Oft genug hört man, dass eine Ausbildung nicht so recht ausreicht in der heutigen Zeit. Jedenfalls nicht, wenn man "später" nicht jeden Cent drei mal umdrehen will. 

Und ich denke, das will eigentlich niemand.

Also hab ich überlegt, wie es weitergehen soll. Studium? Na klar! Aber ins Ausland zu gucken kann ja auch nicht schaden. Work and Travel? Nicht mein Ding. Und so blieb ich dann beim Thema Au Pair hängen, was mittlerweile auch eins meiner klaren Ziele geworden ist. Und im Anschluss dann das Studium. Aber genau da kam der Punkt, an dem mein Vater die Frage eingeworfen hat, ob ich dann nicht schon zu alt dazu bin. Immerhin muss man ja irgendwann Geld verdienen. Auf eigenen Beinen stehen. Und als Student wäre das ja nicht machbar.
Muss man also mit 22 Jahren schon so erwachsen sein? 

Ich weiß es absolut nicht. 

Ich denke, erwachsen können wir noch lange genug sein. Und was genau definiert eigentlich "erwachsen sein"? Heißt das, dass wir einen genauen Plan haben müssen? Und wenn wir diesen haben, ihn auch einzuhalten? 
Nicht vom Weg abzukommen? 
Strikt geradeaus zu laufen?

Wieso kann man nicht einfach das Leben leben, wie es kommt und das Beste daraus machen?

In der NEON steht:

"Wenn wir in Berlin leben, denken wir, New York ist bestimmt spannender. Wenn man uns einen Arbeitsvertrag vorlegt, der bis zur Rente gilt, macht und das nervös. Der Gedanke, dass unsere Beziehung für immer halten könnte, ebenfalls. Wir wollen uns nicht festlegen. Wir führen lieber ein Leben im permanenten Testzustand, nie ganz zufrieden, immer am Optimieren. Das macht es uns schwer, im Hier und Jetzt glücklich zu sein."

Ich bin nicht erwachsen. 
Und werde es wohl auch noch eine ganze Weile nicht sein. 

Aber ich denke, das ist auch in Ordnung so.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen